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Sonntag, 30. November 2014

Hoffnungslos verloren.

Der Kampf um meinen Körper hat mich zerstört. Jahrelang habe ich mich gewehrt, habe mein Immunsystem wieder und wieder verflucht. Und es hat nichts genützt. Die Krankheit hat mich aufgefressen, hat mein Inneres nach Außen gekehrt, hat mich zudem werden lassen, wovor ich mich am meisten gefürchtet hatte. Ein kraftloses, unbrauchbares Häufchen Elend. Völlig verzweifelt, am Rande des Wahnsinns. Ich hatte sie davor gewarnt, dass es so enden könnte. Doch sie haben nur traurig den Kopf geschüttelt, mich weiterhin angelächelt und mit Tränen in den Augen an mich geglaubt. Und ich habe versucht für sie stark zu bleiben. Habe versucht, das kleine Häufchen Elend hinter der mutigen und unerschütterlichen Mutter und Ehefrau zu verstecken, die ich ihnen vorspielte. Doch es hat nicht funktioniert. 
Die Ärzte hatten sie beiseite genommen, hatten ihnen die rasende Verschlechterung meines Zustands beschrieben, und ihnen geraten, langsam, aber sicher Abschied zu nehmen. Ihre Besuche werden nun, wo es dem Ende zu geht, immer mehr. Sie verbringen Tag und Nacht an meiner Seite und wachen über mich. Müde, hungrig und leer im Inneren, weichen sie nicht von mir. Trauer, Schmerz und Trostlosigkeit umgibt sie. Ich schreibe dies in den frühen Morgenstunden. Sie sind Kaffee holen gegangen, nur die Kleine ist hier, liegt schlafend neben mir und kuschelt sich dabei an mich. Mir laufen Tränen über die Wange, ich kann sie nicht zurückhalten.
 Höchstens eine Woche, bis ich ins Koma fallen werde. Zwei weitere Tage, bis mein Körper anfängt, seine Funktionen abzuschalten. Erst Riechen, dann Hören. Man hat mir erklärt, ich wäre dann ein Nichts. Ein Nichts in der unendlichen, schwarzen Leere, gefüllt mit meinen Gedanken. Wenn dieser Zeitpunkt eintrifft, werden sie mich für hirntot erklären und die Maschinen abstellen. 
Tat es weh? Als es passiert ist? Kommt man in den Himmel? Erklär's mir, Mama. Denn ich kann nicht mehr. Ertrage es nicht, meine Familie leiden zu sehen. Denn ich kann es nicht ändern. 
Ich gebe auf, aber werde immer weiterkämpfen. Und doch gebe ich auf. Denn ich bin hoffnungslos verloren.

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