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Dienstag, 11. November 2014

Der Widerstand bricht.

Das Wasser fließt in kleinen Rinnsälen die Wände herunter, der Boden ist mit kleinen Pfützen übersät, die Luft fühlt sich erdrückend und feucht an. Hier und da hört man Geräusche der Kleintiere, die sich hier nur so tummeln. Ich klammere mich an seinen Arm, drücke mein tränennasses Gesicht in sein dreckiges Hemd. Der Gang ist so schmal, ohne das wochenlange Hungern könnten wir hier niemals nebeneinander hergehen. Bei dem  Versuch dem ekligen, angesammeltem Wasser auszuweichen, stolpere ich, und er zieht mich nur noch fester an sich. Die Wachen, schwer bewaffnet, haben uns eingekesselt. Wir gehen weiter, immer tiefer in den Berg hinein, immer dunkler werden die Schatten der Lampen, die in einigen Metern Abstand an der Wand angebracht wurden. Mittlerweile hört man nur noch das Knirschen unserer Schritte im feuchten Kies, selbst die Ratten sind weg. Unser Atem bildet über unseren Köpfen kleine Dampfwolken. Mein Blick fällt auf die Uniform des Mannes vor uns. Steif vor Dreck, in dem Licht ein schmutziges Braun. An einigen Stellen sind dunkle Flecken zu erkennen, die sich noch matt und feucht vom Rest abheben. Ich will gar nicht wissen, was das ist, oder besser, von wem. Ein Kälteschauer überläuft mich, ich sehe weg. Meine eigenen Kleider hängen an mir runter, ebenfalls dunkelbraun, ebenfalls fleckig. Ich presse meine Lippen aufeinander und runzele angestrengt die Stirn. Sein Gesicht hat den gleichen Ausdruck, wir wissen beide, was uns erwartet. Das Wasser bedeckt nun vollständig den Boden, und während wir weitergehen, durchweichen meine Strümpfe immer mehr. Der Mann vor uns stoppt. Der Gang hört auf, endet in einer kleinen Höhle. Mit jeweils 2 Türen, beide geöffnet. Leer. Auf Brusthöhe ist jeweils ein Kasten neben jeder Tür angebracht. Verschiedene Knöpfe, in verschiedenen Farben. Sie reißen uns auseinander, der eine packt mich an den Hüften und will mich in einen der Räume schubsen. Ich schreie, schlage auf ihn ein, zerkratze ihm das Gesicht. Liege aber trotz allem Widerstand keuchend auf dem Boden. Er schlägt die Tür zu. Ich kann nicht mehr denken. Schreie und schreie. Höre seine durch die dicken Wände. Trommle mit den Fäusten auf sie ein. Mein Gesicht, vor Wut und Trauer und Hoffnungslosigkeit verzerrt. Ich schluchze. Ich hatte es kommen sehen. Aber ich dachte, sie würden uns die Gnade erweisen und uns zusammen sterben lassen. Teilnahmslos, plötzlich ruhig rutsche ich die Mauer runter. Spüre sein Leid mehr als meines. Ich bin still. Versuche alles zu vergessen. Höre das Gas aus der offenen Leitung an der Decke strömen. Fange an zu weinen. Fange an zu schwitzen. Die Schreie auf der anderen Seite der Wand verstummen. Mein Kopf wird schwer, ich schnappe nach Luft. Meine Augen fallen zu. Mein Körper, durch Krämpfe geschüttelt. Im Todeskampf. Lasse es geschehen. Lasse alles los.

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