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Donnerstag, 2. Februar 2017

Euer Tod ist mir ein Anliegen, euer Tod für mein Vergnügen.

Und ich warte. Drücke die Knöpfe, starre in die Dunkelheit und die Wolken ziehen vorbei. Und ich warte. Befestige die Schnüre, beobachte den Regen, und die Wolken lichten sich. Und ich warte. Zähle bis Drei, lasse sie los, wische mir den Schweiß von der Stirn und die Wolken sind weg. Und unter mir liegt die Stadt, noch ist sie ruhig, noch am Leben. Häuser um Häuser, Häuser und Gärten und Kirchen und Straßen. Und wie Ameisen versuchen sie nun zu fliehen, verkriechen sich in Löcher und Winkel und in die kleinsten Ecken und ihre Schreie sind stumm. Vielleicht verzerrt, vielleicht angsterfüllt, aber für mich sind sie stumm. Und ich fliege, fliege über all das Leid, all die Angst und all die Trauer. Und als sie ankommt, als sie landet, als sie endlich ihr Ziel erreicht, da verschwinden die Häuser, die Häuser und Gärten und Kirchen und Straßen, verschwinden im Dreck, in Schutt und in Asche, in Zeitlupe stürzen und fallen sie, und ich lache, schreie, umklammere das Steuer und freue mich wie ein Kind. Ein Kind, besessen von all der Lust. Der Lust am Töten, der Lust am Zerstören, an der Trauer und dem Leid. Und ich denke. Das Rathaus, der Marktplatz, die Schule. Getroffen. Die große Brücke, die Bibliothek, das Amt. Getroffen. Der Bahnhof im Norden und der große Saal im Westen. Und ich drehe. Fliege Kurven und Schleifen und fliege durch die Dunkelheit. Und es donnert, es blitzt, und die Nacht wird hell. Das Gewitter ist mein Begleiter, mein Heer, mein Freund im Untergang. Und ich drücke die Knöpfe, befestige die Schnüre, zähle bis Drei und lasse sie los, und ich starre in die Dunkelheit, beobachte den Regen und wische mir den Schweiß von der Stirn, und die Wolken ziehen vorbei, lichten sich und sind weg. Und ich fliege, lächle, blende alles aus, wälze die Häuser nieder, zermalme die Gärten unter meinen Füßen, erdrücke die Kirchen im Hass und mache den Straßen den Erdboden gleich. Und ich fliege in die Nacht, weit und sternenklar und trocken, lasse die Stadt hinter mir. Die Geräusche verstummen, und alles was bleibt, ist die Asche, die Überreste der Menschen und der Stadt, die unter mir wie von einem Windstoß getrieben durch die Luft umherwirbelt und an einen schönen Sommertag erinnert, wo die Pusteblumen am Rande des Feldes standen und Kinder auf der Wiese spielten und die Sonne warm vom Himmel schien.

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