Das Puder, dass ich aufgelegt habe, verdeckt meine fleckige Haut, die rote Farbe die eingerissenen Lippen, die Tusche meine müden, kleinen Augen.
Herausgeputzt, wie eine Puppe, stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich.
Man hat mir die Haare zusammengebunden, nun fallen sie weich und nach Lavendel duftend über meinen Nacken und verdecken die aufgekratzten roten Stellen und Schnitte, die ich mir letzte Nacht zugefügt hatte.
Das aufwendig bestickte Kleid, der neusten Mode entsprechend, hat kurze Ärmel, und ist bei diesen kalten Temperaturen absolut unangebracht. Und doch fange ich an zu schwitzen.
Ein letztes Mal streiche ich mir übers Kleid, ein letztes Mal kneife ich mir in die Wangen, ein letztes Mal schiebe ich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Und ich lächle.
Die Tür wird leise geöffnet und sie treten herein, vornehm in Weiß, unschuldig, höflich, mit ausdruckslosen Gesichtern, ihre Blicke gesenkt. Bleib ruhig, sage ich mir.
Und sie bleiben vor mir stehen, halten, warten auf ein Zeichen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Auf ewig meine Diener, sage ich mir.
Und ich greife meine Röcke, schreite durch den Raum, rausche in ihrer Mitte zu Tür, sie sind rechts und links von mir. Nicht nur meine Diener, auch meine Soldaten, meine Wachen, sage ich mir.
Und unsere Schritte hallen durch den Gang, ertönen in der Stille, zerschneiden die Luft, und der Gang wird länger und länger. Und mit jedem Schritt, mit jeder Stufe, mit jedem Echo, wird mein Lächeln breiter, meine Haltung gerader, mein Atem schneller. Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und zu beiden Seiten des Ganges erscheinen Türen, und ich höre sie schreien, ich höre sie schreien und rufen und jubeln. Und sie rufen meinen Namen, pressen ihre Hände gegen das Glas, versuchen dem Gefängnis zu entkommen und sich mir zu offenbaren. Und ich sehe sie, präge sie mir ein, bedanke mich für ihre Aufregung.
Und meine Soldaten werden unruhig, ihre Augen zusammengekniffen, sie suchen nach der Gefahr, einer Bedrohung für mich. Und ich hebe die Hand, und sie hören, erwarten einen Befehl.
Und ich sage nichts, ich blicke gerade aus, biege rechts ab, ich kenne den Weg. Und sie folgen mir.
Und am Ende des Ganges befindet sich eine Tür, hell erleuchtet. Dort befindet sich mein Ziel, dort ist meine Bestimmung, dort ist das Ende.
Und ich werde langsamer, schließe die Augen, atme tief, sehe die Welt ein letztes Mal, bevor ich Königin werde. Und meine Diener, meine Soldaten, meine Wachen, sie berühren mich, umfassen meine Arme, geleiten mich die letzten Meter zum Thron.
Und ich lasse die Augen geschlossen, lasse mich führen, und die Menge fängt an zu schreien, zu schreien und rufen und jubeln, und sie rufen meinen Namen.
Und sie setzen mich, und ich nehme nichts mehr wahr, platziere meine Arme auf der Lehne, atme tief.
Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und sie richten mich, streichen mein Kleid glatt, legen mir Bänder um, Bänder in herrlichen Farben, ich male sie mir aus, in Gold und Rot und Silber, und sie sind kalt an meinen Armen, ziehen sich fester, und ich kann meine Arme nicht mehr bewegen.
Und mit ihren Händen fahren sie von meiner Hüfte bis zu den Füßen, streichen die Schenkel hinunter, befestigen, schnüren die Füße.
Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und sie setzten mir die Krone auf, fest, fester, und es tut weh, sie drückt und zieht und wird immer enger.
Und als ich anfange zu schreien, da reiße ich die Augen auf, starre auf die Männer in den weißen Kitteln, starre auf die langen Spritzen, starre auf die Fesseln meines Stuhls.
Und ich schreie und schreie und starre an die Decke, in den Spiegel, und ich sehe eine Frau mit kränklicher, bleicher und zerkratzter Haut, blutroten Lippen, zerzausten, stumpfen Haaren, und wildem irren Blick, und ihr Kleid, ihr dreckiges Kleid, hängt in Fetzen von ihrem Körper.
Und als sie sich windet, als sie schreit, als die Rufe ihrer Untertanen immer leiser werden, ihre Soldaten, ja ihre Sklaven sie voller Abscheu ansehen, da verliert sie den Verstand.
Sei deinen Sklaven eine Königin, sage ich ihr.
Der Tag, der Tag, auf den ich solange gewartet habe. Meine Krönung, meine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, mein Morgen.
Und ich weiß, ich weiß, wenn ich am Abend im Bett liege, die Augen geschlossen, den Mund zu einem Lächeln verzogen und tiefenentspannt, und mit langsamen Atemzügen in den Schlaf dämmere, dann werde ich vergessen.
Ich werde das Gestern und das Heute vergessen, und das Einzige, was bleibt, ist mein Morgen.
Und mein Morgen wird ewig währen, sich Tag für Tag wiederholen.
Bis an mein Lebensende.
Denn ich herrsche bis zum Tod.
Herausgeputzt, wie eine Puppe, stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich.
Man hat mir die Haare zusammengebunden, nun fallen sie weich und nach Lavendel duftend über meinen Nacken und verdecken die aufgekratzten roten Stellen und Schnitte, die ich mir letzte Nacht zugefügt hatte.
Das aufwendig bestickte Kleid, der neusten Mode entsprechend, hat kurze Ärmel, und ist bei diesen kalten Temperaturen absolut unangebracht. Und doch fange ich an zu schwitzen.
Ein letztes Mal streiche ich mir übers Kleid, ein letztes Mal kneife ich mir in die Wangen, ein letztes Mal schiebe ich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Und ich lächle.
Die Tür wird leise geöffnet und sie treten herein, vornehm in Weiß, unschuldig, höflich, mit ausdruckslosen Gesichtern, ihre Blicke gesenkt. Bleib ruhig, sage ich mir.
Und sie bleiben vor mir stehen, halten, warten auf ein Zeichen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Auf ewig meine Diener, sage ich mir.
Und ich greife meine Röcke, schreite durch den Raum, rausche in ihrer Mitte zu Tür, sie sind rechts und links von mir. Nicht nur meine Diener, auch meine Soldaten, meine Wachen, sage ich mir.
Und unsere Schritte hallen durch den Gang, ertönen in der Stille, zerschneiden die Luft, und der Gang wird länger und länger. Und mit jedem Schritt, mit jeder Stufe, mit jedem Echo, wird mein Lächeln breiter, meine Haltung gerader, mein Atem schneller. Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und zu beiden Seiten des Ganges erscheinen Türen, und ich höre sie schreien, ich höre sie schreien und rufen und jubeln. Und sie rufen meinen Namen, pressen ihre Hände gegen das Glas, versuchen dem Gefängnis zu entkommen und sich mir zu offenbaren. Und ich sehe sie, präge sie mir ein, bedanke mich für ihre Aufregung.
Und meine Soldaten werden unruhig, ihre Augen zusammengekniffen, sie suchen nach der Gefahr, einer Bedrohung für mich. Und ich hebe die Hand, und sie hören, erwarten einen Befehl.
Und ich sage nichts, ich blicke gerade aus, biege rechts ab, ich kenne den Weg. Und sie folgen mir.
Und am Ende des Ganges befindet sich eine Tür, hell erleuchtet. Dort befindet sich mein Ziel, dort ist meine Bestimmung, dort ist das Ende.
Und ich werde langsamer, schließe die Augen, atme tief, sehe die Welt ein letztes Mal, bevor ich Königin werde. Und meine Diener, meine Soldaten, meine Wachen, sie berühren mich, umfassen meine Arme, geleiten mich die letzten Meter zum Thron.
Und ich lasse die Augen geschlossen, lasse mich führen, und die Menge fängt an zu schreien, zu schreien und rufen und jubeln, und sie rufen meinen Namen.
Und sie setzen mich, und ich nehme nichts mehr wahr, platziere meine Arme auf der Lehne, atme tief.
Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und sie richten mich, streichen mein Kleid glatt, legen mir Bänder um, Bänder in herrlichen Farben, ich male sie mir aus, in Gold und Rot und Silber, und sie sind kalt an meinen Armen, ziehen sich fester, und ich kann meine Arme nicht mehr bewegen.
Und mit ihren Händen fahren sie von meiner Hüfte bis zu den Füßen, streichen die Schenkel hinunter, befestigen, schnüren die Füße.
Sei wie deine Vorfahren, sage ich mir.
Und sie setzten mir die Krone auf, fest, fester, und es tut weh, sie drückt und zieht und wird immer enger.
Und als ich anfange zu schreien, da reiße ich die Augen auf, starre auf die Männer in den weißen Kitteln, starre auf die langen Spritzen, starre auf die Fesseln meines Stuhls.
Und ich schreie und schreie und starre an die Decke, in den Spiegel, und ich sehe eine Frau mit kränklicher, bleicher und zerkratzter Haut, blutroten Lippen, zerzausten, stumpfen Haaren, und wildem irren Blick, und ihr Kleid, ihr dreckiges Kleid, hängt in Fetzen von ihrem Körper.
Und als sie sich windet, als sie schreit, als die Rufe ihrer Untertanen immer leiser werden, ihre Soldaten, ja ihre Sklaven sie voller Abscheu ansehen, da verliert sie den Verstand.
Sei deinen Sklaven eine Königin, sage ich ihr.
Der Tag, der Tag, auf den ich solange gewartet habe. Meine Krönung, meine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, mein Morgen.
Und ich weiß, ich weiß, wenn ich am Abend im Bett liege, die Augen geschlossen, den Mund zu einem Lächeln verzogen und tiefenentspannt, und mit langsamen Atemzügen in den Schlaf dämmere, dann werde ich vergessen.
Ich werde das Gestern und das Heute vergessen, und das Einzige, was bleibt, ist mein Morgen.
Und mein Morgen wird ewig währen, sich Tag für Tag wiederholen.
Bis an mein Lebensende.
Denn ich herrsche bis zum Tod.